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Somalia: Eine Frau will an die Spitze der Macht

 
Meldung vom 26.09.2016

In Somalia will sich eine Frau den Weg an die Spitze der Regierung bahnen. Sie ist charismatisch, dynamisch, gebildet und weiß Bescheid über beide Welten – den modernen Westen und das Elend in ihrer Heimat. Nur einen kleinen Haken gibt es in Fadumo Dayibs Plan, Somalias nächstes Staatsoberhaupt zu werden: Sie ist weiblichen Geschlechts. Im Oktober/November 2016 soll in dem ostafrikanischen Bürgerkriegsland ein neues Parlament bestimmt werden, Ende November stehen die Präsidentschaftswahlen an.

Mehrere Jahrzehnte hatte Somalia keine funktionierende Verwaltung, ehe sich 2004 eine Übergangsregierung bildete, die langsam Schritt für Schritt wieder Strukturen schuf. Den Frieden am Horn von Afrika konnten die Interimsherrscher und ihre 2012 gewählte Nachfolgeregierung nur teilweise herstellen. Obwohl der Krisenstaat zuletzt „große Fortschritte“ gemacht habe, wie sich der UN-Sondergesandte für Somalia, Michael Keating, äußerte, sei die Friedensmission der Afrikanischen Union noch lange nicht an ihrem Ziel angelangt. Die Al-Schabaab-Miliz verunsichert das Land immer noch nachdrücklich.

Fadumo Dayib tritt jetzt als erste Kandidatin um das Präsidentenamt an – und setzt auf Diplomatie, um ihrem Land mehr Sicherheit zu bescheren. „Als Pragmatikerin lade ich die Al-Schabaab an den Verhandlungstisch ein“, erklärt sie zu der Terrorgruppe, die allein vergangenes Jahr 1.300 Menschen umbrachte.

Dabei, so behauptet Dayib, gehe es der Gruppe nicht um Gewalt. „In einem Interview bekundete die Miliz ihr Interesse an Politik. Sie wollen Teil der politischen Struktur werden und haben ausdrücklich erwähnt, dass sie keinen Religionskrieg wollen.“ Vorbedingung für Friedensverhandlungen sei jedoch ein Ende des Terrors. Die Miliz müsse zudem ihre Verbindung zum internationalen Terrorismus aufgeben und ihre Waffen niederlegen.

Dayib wohnt derzeit in Finnland. In den frühen 1990er-Jahren mussten die heute 43-Jährige mit ihren beiden Geschwistern vor den Islamisten die Flucht ergreifen. Auf die Vorwürfe einiger Somalier, dass sie als Exil-Somalierin mit den Problemen der Daheimgebliebenen nicht vertraut sei, reagiert sie gelassen. „Ich verließ Somalia nicht, um Urlaub zu machen. Ich musste fliehen. Außerdem wissen die Somalier, dass 70 Prozent der aktuellen Regierung ebenfalls im Ausland lebten und eine doppelte Staatsbürgerschaft besitzen.“ Zudem habe sie im Ausland eine Ausbildung genossen, die Somalia dienlich sein könne, sagt die vierfache Mutter, die in Harvard öffentliche Verwaltung studierte.

Eigentlich hätte Dayib als Frau durchaus Aussichten, Somalias nächstes Staatsoberhaupt zu werden – baue sich da nicht das korrupte und inkompetente Wahlsystem als Hindernis vor ihr auf. Wie 2012 sind in dem Land auch 2016 noch nicht ausreichend staatliche Strukturen verankert, die direkte Wahlen möglich machen. Das Parlament wird von traditionellen Clanführern gewählt. Gemeinsam mit den Regenten der vier Bundesstaaten geben sie später ihre Stimme für den Präsidenten. Dieses System könne keinen geeigneten Gewinner nach oben bringen, so Dayib. Im Gegenteil, halte das verkrustete Wahlsystem jene Elite an der Macht, die Jahrzehnte der Zerstörung und des Kriegs auf dem Gewissen habe. „Unsere Hoffnung ist groß, dass der Präsident ab 2020 nicht mehr von Stammesführern, sondern in demokratischen Wahlen bestimmt wird“, meint Dayib jedoch aufmunternd.






Quelle: „Weser Kurier“, www.weser-kurier.de

Schlagwörter: Somalia, Fadumo Dayib, Frauen, Wahlen, Präsident, Präsidentschaftswahlen, Parlament, staatliche Strukturen, Al-Schabaab, Al-Shabab, Clanchefs, Stammesführer, Frieden, Terror, Diplomatie, Exil-Somalier